Deutschland 83

Deutschland 83 | © Universum Film

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Deutschland 83

Deutschland 2015

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 370 Min.

Studio: RTL | UFA Fiction

Vertrieb: Universum Film

Filmzine-Review vom 19.01.2016

Anfang der Achtziger steuern der Kalte Krieg und das atomare Wettrüsten zwischen Ost und West auf einen kritischen Punkt zu. Jeder misstraut Jedem, und Jeder traut dem Anderen alles zu – selbst den nuklearen Erstschlag. Mittendrin in diesem Konflikt: das geteilte Deutschland.

Da wundert es kaum, dass die sowjetnahen Strategen des DDR-Geheimdienstes den Grenzsoldaten Martin Rauch (Jonas Nay) unter falscher Identität, als Oberleutnant Moritz Stamm, in einen Bundeswehrstützpunkt einschleusen, um mehr Details über das politisch-militärische Treiben des Klassenfeindes und seiner amerikanischen Alliierten jenseits der Mauer zu erhalten. Als Mitarbeiter von General Edel (Ulrich Noethen) agiert der unfreiwillige Spion schon bald am Puls des Geschehens, im Inneren der Bonner Republik…

Keine Frage, Deutschland 83 präsentiert sich als außergewöhnliche Serie der heimischen Fernsehlandschaft. Noch vor der Erstausstrahlung auf den eigenen Sendefrequenzen konnte sich das Produktionsteam bei RTL über den Verkauf des Spionagedramas in die USA freuen. Im Herbst letzten Jahres startete die Serie dann mit allerlei Tam-Tam, gespickt mit reichlich transatlanischen Vorschusslorbeeren und als prophezeiter Publikumsmagnet auch bei uns. Dass der ganz große Erfolg in Form von schwindelerregenden Einschaltquoten dennoch ausblieb, diese zum Ende hin gar immer schlechter wurden, mag viele Gründe haben, über die man sich zudem sicher köstlich streiten kann. Von „zu anspruchvoll fürs RTL-Volk“ bis „Der Prophet gilt nichts im eigenen Land“, dürfte aber alles dabei sein.

Doch Qualität mit Quoten (und umgekehrt) gleichzusetzen, funktioniert ja ohnehin äußerst selten. Denn Qualität kann Deutschland 83 durchaus reichlich bieten – vor allem in darstellerischer Hinsicht. So verwundert es auch kaum, dass Hauptdarsteller Jonas Nay nach Homevideo (2011) kürzlich einen weiteren Fernsehpreis für seine Leistung in Deutschland 83 eintüten konnte. Aber auch der Rest der Cast kann sich sehen lassen. Darunter Sonja Gerhardt (Dessau Dancers) als Martins Freundin Annett, Ulrich Noethen (Der Untergang) in der Rolle des Bundeswehr-Generalmajors Edel oder auch Sylvester Groth (Inglourious Basterds) als HVA-Geheimdienstler.

Ein durch die Bank überzeugendes Schaupieler-Ensemble. Beeindruckend authentische Szenenbilder. Ein ambitioniertes TV-Event auf internationalem Niveau. Ein gute, vergleichsweise fesselnde Story, eingebettet in nahezu perfektes Achtziger-Flair, mit immer wieder geschickt in die Handlung eingeflochtenen Originalaufnahmen und Drehorten. Ein abwechslungsreicher Eighties-Soundtrack von Nena, Ideal und Fehlfarben über Tears for Fears, Duran Duran und ZZ Top bis hin zu Blondie, Cure und Bowie. Dazu noch ein knackiger, stilechter Vorspann, untermalt von New Orders „Blue Monday“. Mehr braucht es für eine richtig gute Serie eigentlich nicht, oder?

Scheinbar doch, denn trotz all der Dinge, die Deutschland 83 richtig macht, stolpert und springt der Erzählfluss samt darin treibender Charaktere allzu oft von Hü zu Hott und wirft den Zuschauer dabei gerne mal mit schwirrenden Fragezeichen vom Sofa. Zwar rappelt man sich dank der genannten Positivaspekte bereitwillig wieder auf und marschiert mit Walkman auf den Ohren erwartungsvoll dem Staffelfinale entgegen – doch die Entwicklungs-Schwächen und Plausibilitäts-Stolperer, gerade zum Ende hin, trüben das Gesamterlebnis auch rückblickend nachhaltig. Hier hätte das berühmte „etwas weniger“ im Drehbuch von Anna und Jörg Winger wirklich mehr sein können.

Folgen

  1. Quantum Jump
  2. Brave Guy
  3. Atlantic Lion
  4. Northern Wedding
  5. Cold Fire
  6. Brandy Station
  7. Bold Guard
  8. Able Archer

 

Mikes Filmwertung

Der Kalte Krieg als innerdeutsches Spionagedrama – visuell, atmosphärisch und auf Darsteller-Ebene ein Volltreffer und trotz schmerzhafter Abzüge in der erzählerischen B-Note sehenswert.

Mike

Mike

Serien-Gucker und Doku-Reviewer. Mit einem Faible für deutsche Filme und britischen Humor.

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